(400 Seiten)
„Er ist ein Waschbär. Er trägt Hawaiihemden. Er feiert Partys. Er
ist ein Gott. Und er raubt der Menschheit den letzten Nerv. Teri und
Phil sind ein junges, modernes, erfolgreiches Paar. Sie waren bislang
nie darauf angewiesen, sich einen persönlichen
Gott zuzulegen, der ihnen Schutz gewährt. Doch jetzt, als Phil seine
Beförderung versagt wird, ändert sich die Lage. Und so bestellt er einen
Gott im Internet. Die meisten Götter aber verlangen Blut, Geld, Opfer
und Keuschheitsgelübde als Gegenleistung. Nur
Luka, der Waschbärengott des Wohlstands, ist bescheidener – er möchte
lediglich ein paar Tage bei Teri und Phil auf der Couch liegen. Doch das
ist nur der Anfang. Denn der Waschbärengott hat nicht vor, wieder zu
verschwinden. Und er lädt alle seine Freunde
zur Einweihungsparty ein. Gar nicht zu sprechen von seinen Feinden, die
auf der Jagd nach Luka noch jeden Menschen aus dem Weg geräumt haben …“
Stellt euch vor, ihr würdet in einer Welt leben, in der es
vollkommen normal ist, sich seinen Gott im Internet zu bestellen. Je
nach Größe der Wünsche, die er erfüllen soll, opfert man einfach das ein
oder andere und schon bekommt man was man will!
Euer Vorgarten könnte einen grüneren Daumen vertragen?!? Die
Nachbarn schauen schon ganz mitleidig auf eure vertrockneten Petunien?!
Kein Problem! Verpflichte dich doch einfach Priapos, dem griechischem
Gott der Fruchtbarkeit! Ein kleines Blutopfer am
Tag und schwupps… eure Petunien sehen aus wie neu!
Den grünen Daumen habt ihr selber, aber ihr könntet etwas Nachhilfe
in Sachen Liebe gebrauchen?!? Hier ist die Auswahl an Göttern natürlich
besonders groß! Doch Achtung: Je mächtiger der Gott, umso größer sind
die Opfer die er fordert. Einen kleinen Altar
in der Ecke stört sicherlich keinen, aber es muss ja nicht gleich eine
überdimensionale Statue im Garten sein, der jeden Tag eine Kuh geopfert
werden muss…
Um solchen Überraschungen vorzubeugen, schaue dir doch einfach die
„Bewerbungsvideos“ der einzelnen Götter im Internet an!!! Hier erklären
sie dir genau, was du von ihnen bekommst und was sie dafür von die
verlangen! Naja, vielleicht nicht immer ganz so
genau…
Teri und Phil haben bei „ich möchte nur ein bisschen in euer Haus
einziehen“ mit Sicherheit nicht damit gerechnet, dass am nächsten Tag
der tatsächliche Waschbär-Gott Luka mit Sack und Pack und Sonnenhut bei
ihnen vor der Tür steht… Sie hatten eher an
ein paar kleine Gedenkstätten in der Wohnung gedacht… jetzt ist er aber
nun mal da und er mag es gar nicht, wenn man ihn nicht willkommen heißt
(wo man ihn doch gerade erst gerufen hat…) So ein Gott des Glücks kann
auch ganz schnell dafür sorgen, dass man eine
Pechsträhne nach der anderen hat… Ein verschütteter Kaffee auf der Bluse
hier, ein zerstochener Fahrradreifen da… Nach ein paar Stunden reinen
Pechs sieht die Aussicht einen kleinen süßen Waschbären in seiner
Wohnung zu beherbergen doch gar nicht mehr so übel
aus!
Ehe sie sich versehen haben sie auch noch den gefiederten
Schlangengott Quetzalcoatl am Hals. Als Kumpel von Luka taucht er
einfach irgendwann bei ihnen auf und quartiert sich bei ihnen auf dem
Sofa ein. Bei seinen Gläubigern in Ungnade gefallen, ist Quick
(wie er sich nun rufen lässt) auf dem Tiefpunkt seiner Götterkarriere
angekommen und leidet still (naja…) vor sich hin.
Mir persönlich ist diese jammernde Göttlichkeit tatsächlich am
sympathischste gewesen! Über seine vergangenen Taten nachdenkend und auf
der Suche nach dem neuen Sinn seines Daseins, ist er irgendwie richtig
nett!
Also ich muss schon sagen, die Idee mit den Göttern aus dem
Internet hat mir richtig gut gefallen! Auch die Wahl des Waschbär-Gottes
war mit Sicherheit nicht dumm: Er ist witzig, er ist eigentlich ganz
nett und vor allem ist er ja sooo süß! Alles in allem
eine tolle Idee!
Kommen wir jetzt einer Sache, die mir etwas auf die Nerven gegangen
ist und dadurch fast alles kaputt gemacht hat: Zu viel Witz. Zu wenig
inhaltliche Tiefe. Ich hatte das Gefühl Martinez hat versucht einen
mega-lustigen Roman zu schreiben, bei dem alle
vor Lachen auf dem Boden liegen. Leider ist er etwas übers Ziel hinaus
geschossen oder besser gesagt, hat das eigentliche Ziel des Buches, die
Geschichte an sich, aus den Augen verloren. Indem er zwanghaft versucht
jedes kleinste Detail so witzig wie möglich
zu gestalten, hat er genau das Gegenteil erreicht. Ich hatte keine Lust
mehr weiterzulesen (hab ich natürlich trotzdem). Witzig fand ich
irgendwann kaum mehr etwas, es war einfach das Gleiche wie drei Seiten
vorher auch schon. Das war wirklich schade, denn
dem Ganzen lag eine tolle Idee zu Grunde.
Ich werde dem Autor bestimmt nochmal eine Chance geben, denn die
Hoffnung, dass er es auch besser kann, habe ich definitiv noch nicht
aufgegeben. Es war ja auch kein schlechtes Buch, nur wurde es mit der
Zeit ziemlich nervig.
Trotzdem war es in diesem Moment genau das richtige Buch für mich,
denn ich war gerade erst in mein „Harry-Potter-Loch**“ gefallen und
brauchte etwas locker-leichtes, das mich da wieder herausholte. Seinen
Zweck hat das Buch also trotzdem erfüllt!
Abschließend noch eine Unrichtigkeit, die ich hier und jetzt aus
der Welt (zumindest aus meiner kleinen Blogger-Welt!) räumen möchte:
Auf verschiedenen Seiten wird mit dem folgenden Zitat geworben:
»A. Lee Martinez ist der amerikanische Terry Pratchett.« graspingforthewind.com
Diese Behaupten aufzustellen und dann auch noch zu verbreiten ist eine bodenlose Frechheit.
A. Lee Martinez kommt nicht annähernd, nicht auch nur ein klitzekleines bisschen
an Terry Pratchett, dem Meister der parodistischen Fantasy-Romane,
heran. Dieser Vergleich ist eine Beleidigung, eine Anmaßung
sondergleichen.
A. Lee Martinez mag witzig schreiben und neue Ideen mit ins Spiel
bringen, doch war mir bei ihm alles zu viel des Guten und ich war froh,
als es vorbei war. Es reichte einfach irgendwann. Und hier kommt der größte Unterschied: Dieser Moment tritt
bei Terry Pratchett nie ein. Er hat absolutes Suchtpotential und ich kann einfach nie genug davon bekommen!
So! Das musste mal gesagt werden!
** „Harry-Potter-Loch“: Ich liebe diese Bücher einfach über alles,
doch haben sie auch einen Nachteil: Jedes Mal, wenn ich sie ausgelesen
habe, falle ich in ein tiefes Loch und trauere ihrer Welt nach. Ich kann
direkt danach kaum etwas anderes lesen. Für
eine andere geniale Fantasy-Geschichte bin ich in diesen Momenten
einfach nicht bereit. Also brauche ich ein Buch, das mich da wieder
herauszieht. Oft lese ich ein Kinderbuch, oder eben, wie in diesem Fall,
etwas Lustiges.
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