Mittwoch, 11. Dezember 2013

Terry Pratchett - Alles Sense!

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 (286 Seiten)

"Das hätte einfach nicht passieren dürfen: Tod, dem Sensenmann der Scheibenwelt, ein Stundenglas in die Hand zu drücken und ihn ungefragt in den Ruhestand zu schicken, ist wirklich ein starkes Stück. Der Schnitter jedenfalls ist tödlich beleidigt und macht sich vom Totenacker. Bleibt den Verschiedenen vorerst nichts anderes übrig, als der Untoten-Selbsthilfegruppe beizutreten – Himmel oder Hölle, das Leben ist ein Jammertal, wenn nicht einmal mehr ordentlich gestorben werden kann"

Nach "Gevatter Tod" der zweite Teil aus der TOD-Reihe! "Alles Sense!" konnte mich sogar noch mehr von sich bzw. der wichtigen Rolle des Tods auf der Scheibenwelt überzeugen überzeugen.

Was geschieht, wenn der Tod seine Arbeit nieder legt? Klar, das Leben staut sich an!
Doch sind es nicht nur die uns als Lebewesen bekannten Wesen, denen der Weg ins Jenseits verwehrt wird. Nein! Jedes Ding auf der Scheibenwelt hat sein Verfallsdatum und muss nun sehen wohin mit sich. Egal ob Obst, Gemüse, Pflanzen, Flüche oder gar ganze Anzüge (nebst Zweithose). In diesen Tagen muss man mit allem rechnen! 
Kein Wunder also, dass in Ankh-Morpor alles drunter und drüber geht. Also noch mehr als sonst. Hinzu kommt, dass keiner weiß, wer eigentlich Schuld an dem ganzen Theater ist. Die Zauberer beschuldigen die Priester, die Priester die Alchemisten, die Alchemisten die Zauberer und andersherum!
Hier ein kurzer Auszug aus der "Rechtfertigung" des Hohepriesters:

"Bei den Göttern ist derzeit alles ruhig", erwiderte der Hohepriester. Seine Augen trübten sich, als er eine innere Liste verlas. "Hyperopie, Göttin der Schuhe, hält Sandelfon, Gott der Flure, für den seit langer Zeit vermissten Zwillingsbruder von Gruni, Gott des unreifen Obstes. Wer hat die Ziege in das Bett des Krokodilgottes Offler gelegt? Schließt Offler ein Bündnis mit dem Siebenhändigen Sek? Unterdessen trifft Hoki der Schelm Vorbereitungen für neue Streiche und..."
(S. 79)

Wie man sieht: Alles ruhig ;-)

Schnell steht fest, dass dieses Mal tatsächlich keinen die Schuld trifft. Jeder versucht also weiter für sich eine Lösung für das Problem zu finden.

Besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Zauberer geworfen, allen voran auf Windle Poons. Dieser nämlich ist vom Schicksal nicht verschont geblieben und wackelt nunmehr als Zombie über die Scheibenwelt.
Einem Teil der Zauberer scheint die ungewohnte körperliche Betätigung jedoch recht gut zu tun (so ein Kampf gegen lebende Komposthaufen strengt an!) und sie blühen förmlich auf! Ihr Übermut macht sich unter anderem folgendermaßen Luft:

"Yo!" donnerte Ridcully, als sich die Menge der Zuschauer vor ihnen teilte.
"Darf ich ebenfalls >Yo< sagen?" fragte der Dekan zaghaft.
"Na schön. Einmal. Alle können einmal >Yo< sagen, wenn sie möchten."
"Yo!"
"Yo!" wiederholte Reg Schuh.
"Ugh!"
"Yo!" meinte Windle Poons.
"Yo!" grollte der Schleppel.
(S. 250)

Währenddessen beschließt Tod endlich einmal das richtige Leben kennen zu lernen (wenn er schon sterben muss, dann nicht, ohne vorher gelebt zu haben...). Da er die Sense jedoch nicht ganz niederlegen will, bewirbt er sich als Aushilfskraft auf dem Hof der alten Frau Flinkwert, wo er erstaunliches Geschick beim Einholen der Ernte erweist! Doch auch Frau Flinkwert selbst weiß sich zu helfen, wenn es denn sein muss..

Frau Flinkwert hastete an ihm vorbei, den Rücken krumm unter der schweren Last des Kornes. *

* Die Fähigkeit alter, dürrer Frauen, schwere Lasten zu tragen, ist phänomenal. Bei Untersuchungen hat sich herausgestellt: Ameisen können das Hundertfache ihres eigenen Gewichtes tragen, aber in Hinsicht auf mindestens achtzig alte spanische Großmütter gibt es keine Beschränkung ihrer Belastungsfähigkeit.
(S. 202)

Sein Leben als Bill Tür könnte Tod also ganz gut gefallen, würde nicht immer mehr Sand von der oberen Hälfte seiner Sanduhr in die untere laufen...
So feilt er an also nach und nach an einem Plan um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen!

Potzblitz! Was für ein Lesespaß!!!! (habe ich doch gerade erst gelernt, dass vierfach Ausrufezeichen unmöglich zu ignorieren sind und eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf den Leser haben:-))

Zwischendurch sorgt natürlich noch die ein oder andere interessante Fußnote für eine gute Unterhaltung am Rande! Mit einer solchen möchte ich den Beitrag nun auch abschließen:

* Geziefer sind kleine Nagetiere mit schwarz und weiß gemustertem Fell. Sie leben in den Spitzhornbergen und gelten als Vorfahren der Lemminge, die es sich zur Angewohnheit gemacht haben, regelmäßig über den Rand hoher Klippen zu springen und in Seen zu ertrinken. Früher teilten Geziefer dieses Verhaltensmuster. Allerdings: Tote Tiere können keinen Nachwuchs zeugen. Im Laufe der Jahrtausende gab es immer mehr Geziefer, die zu einer anderen Spezies gehörten. Sie stammen von jenen Exemplaren ab, die am Rand von Klippen ein "Warum sollte ich so blöd sein, da runterzuspringen?" quieken. Die modernen Geziefer seilen sich an hohen Felswänden ab und bauen kleine Boote, um Seen zu überqueren. Wenn irgendwo ein rätselhafter Drang sie zum Strand treibt, so warten sie dort ab, bis er nachlässt, um anschließend in aller Ruhe heimzukehren.
(S. 196)




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