Dienstag, 3. September 2013

Marina Lewycka - Das Leben kleben

http://2.bp.blogspot.com/-dyRDUZ9RBdc/T84ZUlndBxI/AAAAAAAAAcA/evk6hQ83YGs/s1600/das_leben_kleben-9783423247801.jpg

(460 Seiten)

„Georgie Sinclair hat gerade ihren Mann vor die Tür gesetzt, ihr Sohn entwickelt eine beunruhigende Vorliebe für Weltuntergangs-Websites, und ihren Job bei einem Klebstoff-Fachmagazin findet sie auch nur bedingt faszinierend. Da trifft sie eines Tages Mrs Shapiro, die allein in einem halb verfallenen alten Haus lebt. Die verschrobene Dame ist Jüdin und im Zweiten Weltkrieg nach London geflohen. Als Mrs Shapiro ins Krankenhaus muss, bittet sie Georgie, sich um das baufällige Haus zu kümmern. Gleich mit ihrer ersten Tat setzt sich Georgie gehörig in die Nesseln: Der Handwerker, den sie mit Reparaturen beauftragt, ist keineswegs Pakistani, wie sie dachte, sondern Palästinenser. Eine potenziell heikle Konstellation. Zusätzliche Komplikationen ergeben sich durch zwei geldgierige Immobilienmakler, eine arglistige Sozialarbeiterin und Georgies Ehemann ...“

Das ist doch mal eine schöne Inhaltsangabe! Es wird genug verraten, um Lust auf das Buch zu machen, aber doch nicht so viel, dass man schon den gesamten Inhalt kennt!

Wenn es sich nicht um Fantasy-Bücher handelt, muss ich zugeben, dass ich mich in den meisten Fällen von den Covern beeinflussen lasse! (ich weiß, ich weiß… Schande über mein Haupt!) So hätte ich dieses Buch wahrscheinlich nie auch nur in die Hand genommen, wenn das nicht jemand anderes für mich getan hätte! Es lag einfach eines Tages bei uns auf der Fensterbank, zwischen all den anderen Büchereibüchern. Eine vorsichtige Nachfrage meinerseits ergab, dass „Das Leben kleben“ durchaus lesenswert sei und eine nähere Betrachtung sich durchaus lohnen könnte. Da dieser Hinweis von der Lesequelle meines Vertrauens, meiner ebenfalls bücherliebenden Mutter, kam, hab ich mir das Buch auch gleich mal vorgenommen!

Die Meinungen über dieses Buch werden wohl sehr auseinandergehen, denn es ist, nunja… ziemlich bizarr. Eine nicht gerade alltägliche Geschichte wird hier mit arg merkwürdigen Charakteren verbunden. Georgie und Mrs Shapiro sind schon ziemlich gewöhnungsbedürftig.
Aber ich habe mich an sie gewöhnt und sie deshalb ziemlich schnell ziemlich lieb gewonnen!

Fangen wir mit Georgie an: Eine etwas naive, leichtgläubige Frau mittleren Alters, die mit einem Schlag ihr gesamtes Leben umkrempelt und ihren Mann vor die Tür setzt (was er übrigens erst mal noch gar nicht weiß…). Ihre Erzählungen sind gespickt mit „informativen Artikeln“ über Kleber und Rückblenden, die Situationen und Gespräche zwischen ihr und ihrem Mann (dieser Schüft) aus Georgies Sichtweise darstellen.

Mrs. Shapiro hingegen lebt wie es ihr gefällt mit ihren geschätzt 10 Katzen zusammen und schert sich einen Dreck um Gott und die Welt! Ein Teil von ihr scheint noch fest mit der Vergangenheit verbunden zu sein, sodass bei ihr nie klar ist, ob sie mit ihren Gedanken gerade in Gegenwart oder Vergangenheit weilt. Jetzt kann man sich vielleicht vorstellen, dass es sowohl für Georgie als auch für den Leser zu Beginn nicht ganz so leicht ist, mit dieser Person umzugehen.

Wenn ich nur an die Einladung zum Essen (bei Mrs Shapiro zu Hause) denke… Oh man! Mir war zwischenzeitlich echt richtig schlecht… Angefangen bei den Kleidern, über das Essen an sich, bis hin zu dem Geschirr und der (nennen wir es einfachheitshalber) Tischdekoration.
Dass Georgie bei der ersten Begegnung nicht direkt schreiend wegrennt oder Mrs Shapiro eine verrückte alte Hexe nennt, muss ihr eigentlich hoch angerechnet werden! Doch so ist sie nun mal: gutgläubig und manchmal vielleicht etwas zu vertrauensselig… nicht gerade die perfekte Mischung.

Hört sich vielleicht alles etwas merkwürdig an… ist es auch! Lässt man sich aber von der Verrücktheit der Geschichte treiben, gelangt man in eine lustige und tiefsinnige Welt, voller Überraschungen! Vorhersehbar ist hier jedenfalls (fast) nichts!

Fazit: Eine schöne Geschichte, die zwar völlig verrückt ist, gerade dadurch aber umso lesenswerter erscheint!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen